Einleitung
Der Hund, so wie wir ihn heute kennen, hat sich über die Jahrtausende zu dem entwickelt, was wir heute liebevoll unseren „treusten Begleiter“ nennen. Und dabei gibt es charakterlich, wie auch funktional, für jeden Menschen den richtigen Hund, sagt man. Manchmal ist es zusätzlich erstaunlich, wie sehr sich Hunde optisch dem jeweiligen Halter ähneln.
Ob sportlich elegant, zweckgebunden, oder gemütlich-verfressene Couchpotato. Ob als Trainingspartner, verbunden durch Lauf- oder Agilitytraining, ob die berufliche Spürnase, als polizeilicher Drogenfahnder, oder einfach nur zum Knuddeln, der Hund entlockt dem Menschen Aussagen wie „Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht“ (Heinz Rühmann).
Doch wie kam es zu dieser Vielfalt und wann entstand der Begriff des Hundes überhaupt?
Kapitel 1, Abstammung
Geschichte ist so eine Sache. Sie gehört dazu, kann aber manchmal ganz schön „drüsch“ sein. Im reinen Daten auswendig lernen war ich nie ein Ass, davon konnten meine ehemaligen Geschichtslehrer ein Liedchen singen. Gleichzeitig ist Geschichte super spannend, da man Zusammenhänge versteht, die einem vorher verschlossen blieben. Ob technische Errungenschaften, oder soziale Aufstiege. Fehler, welche man in der Vergangenheit machte, aus denen lernt man und begeht sie kein zweites Mal, so der Grundgedanke. Im Sinne des Hundes ist Geschichte jedoch etwas anders gelagert. Sie beginnt mit dem Begriff der Evolution und den Naturgesetzen.
Wir alle haben schon einmal davon gehört, dass der Hund vom Wolf abstammt. Das stimmt. Um genauer zu sein stammt er vom Grauwolf (Canis Iupus) ab, welcher vor ca. 1 Millionen Jahre seine
Streifzüge von Europa nach Asien und über die gesamte Erde antrat. Ob kalt oder warm, dieser schlaue Beutegreifer war und ist bis heute robust und sehr anpassungsfähig.
Je massereicher, vielfältiger und größer die Beute war, je größer war der Wolf. Die größten Tiere lebten in Alaska, Kanada und Nordrussland. 80 Kilo brachten sie auf die Waage….die es vor 1 Mio.
Jahren noch nicht gab. Die Waage wurde ca. 5.000 v. Chr. erfunden und bestand aus zwei Schalen…..aber zurück zum Wolf. Im vorderen Orient und auf den arabischen Halbinseln lebten die kleinsten
Wölfe. Sie wogen nur ca. 20 Kilo…..auf der Waage.
Mitteleuropäische Wölfe liegen dazwischen. Sie erreichen eine Schulterhöhe von 60 bis 80 Zentimetern. Dabei wiegen Rüden 35 bis 67 Kilogramm und Fähen (weibliche Tiere) 27 bis 50 Kilogramm. Die
weiblichen Tiere sind um 2 bis 12 Prozent kleiner als die Rüden und 20 bis 25 Prozent leichter.
Die Färbung der Wölfe bezieht sich auf die jeweiligen Zonen und Jagdgebiete. Nördlich beheimatete Wölfe sind meist dunkler, wobei Richtung Süden und Asien die Fellfarbe heller ist. Allgemein
überwiegen dunkle Haare auf dem Rücken und Schweif. Die Schnauze, Beine und der Bauch sind meist heller gefärbt. Tarnung ist halt alles und geht einher mit der umgebenden Natur.
Die spannende Wende, also der Beginn der Evolution vom Wolf zum Hund, begann vor ca. 45.000 Jahren. In diesem Zeitraum trat der Mensch auf die Bildfläche. Er war, wie der Wolf, Jäger und in Gruppen unterwegs. Mensch wie Wolf waren auf Jagdwild spezialisiert, in gewisser Weise Konkurrenten und Begegnungen daher unvermeidlich. In die Quere kamen sie sich selten, da der Wolf scheu war und ist und auf Abstand blieb. Er fing an, auf die Entfernung, den Menschen genauer zu beobachten. Was der Mensch tat, wie er mit seinesgleichen umging und wie er sich auf der Jagd verhielt.
Nach langer Zeit des Nebeneinanders von Wolf und Mensch, brach die Eiszeit an. Die klimatischen Umstände veränderten sich dramatisch. Es wurde so kalt, dass sogar manche Tierarten komplett ausstarben. Im Umkehrschluss gab es nun weniger zu Fressen für alle und die Jagderfolge wurden rar.
Ein kurzer Exkurs: Die letzte Eiszeit begann ca. vor 21.000 Jahren und endete vor ca. 10.000 Jahren. Die Ursache hierfür liegt in der Veränderung der Erdbahngeometrie, also der Stand der Erde zur Sonne. Im Kippverhalten der Erdachse, wie auch in der Umlaufbahn. Die Form der Erdumlaufbahn um die Sonne ändert sich mit einer Periode von etwa 100.000 Jahren, die Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn mit einer Periode von etwa 40.000 Jahren. Durch diese Zyklen verändert sich die Verteilung der Sonnenenergie auf der Erde und es wird ab und an sehr kalt.
In Eiszeiten breiteten sich innerhalb weniger hundert Jahre die Eismassen von Arktis, Antarktis und den Gebirgen stark aus und bedeckten große Teile Europas, Asiens, Japans und Nordamerikas.
In dieser Phase machte der Wolf den ersten entscheidenden Schritt. Getrieben vom Hunger und in Kombination mit dem Gelernten, also den jahrelangen Beobachtungen des Menschen, trauten sich die
hungrigsten und mutigsten Wölfe näher an die kleinen Siedlungen der Menschen heran. Sie fingen an, von deren Abfällen zu fressen. Der Mensch passte nicht in das Beuteschema des Wolfes, die Reste
von erlegtem Wild, welche am Rande der Hüttenformationen lagen, schon.
Ob aus Angst oder Respekt, die Menschen ließen die ausgemergelten und schüchternden Wölfe gewähren. Vielleicht war es auch das defensive Verhalten der Wölfe, welches den Menschen zeigte, dass sie
nur hungrig waren und es nur auf die Knochen- und Fleisch-Abfälle abgesehen hatten.
Und so entstand der erste nähere Kontakt zwischen Wolf und Mensch.
Wer einmal heute aktuell einen Wolfspark besucht hat, kann das teils unterwürfige Verhalten dieser Rudeltiere beim Fressen beobachten. Die Leitwölfe fressen zuerst, doch bleibt immer noch genug für die rangniederen Mitglieder übrig. So ähnlich stelle ich mir das damalige Verhalten in der Eiszeit vor. Ein Wolf, welcher vorsichtig und scheu an die Abfälle der Menschen heranging.
Aktuell gibt es in der Vulkaneifel, bei Gerolstein, den Wolfspark-Kasselburg. Die Burgruine beinhaltet große Vogelvolieren mit Greifvögeln aller Art. Wenn man bis ganz rauf auf den Burgturm steigt, hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Hügel und bewaldeten Bergketten der Eifel.
Es gibt tägliche Flugshows, doch der Hauptgrund, warum ich die Kasselburg und seine Attraktivitäten erwähne ist, dass nach der Flugshow die Fütterung der Wölfe ansteht. Denn im Wolfspark-Kasselburg ist auf 10 Hektar, das größte Wolfrudel Westeuropas beheimatet. Ein Besuch, vor allem mit Kindern, lohnt sich, da man während der live-Fütterung viele Informationen zum Thema Wolf erhält. Man sieht wie sich Wölfe verhalten und spürt gleichzeitig die Spannung innerhalb des Rudels. So kann man sich ungefähr ausmalen kann, wie sie sich schon damals in freier Laufbahn verhalten haben. Damals in der Eiszeit.
Bezogen auf die Situation zwischen Mensch und Wolf in der Eiszeit, war der erste kleine Schritt hin zur Beziehung zwischen beiden vollzogen. Es dauerte jedoch noch lange, bis hieraus ein
wirkliches Vertrauensverhältnis entstand. So leicht wird ein wilder und instinktgesteuerter Wolf kein Hund und damit zu einem anhänglichem und treuen Begleiter.
Aber lest selbst, im zweiten Teil.
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